Führungskräfte müssen sich ständig weiterentwickeln, um bestmöglich die Potenziale ihrer Mitarbeitenden als auch des Unternehmens, für dessen Erfolg sie mitverantwortlich sind, zu fördern. Ich habe bereits in den vorhergehenden Blogbeiträgen betont, dass dieser Prozess viel Mut erfordert, denn darin steckt die Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen und stellen zu lassen. Ein wichtiger Bestandteil für eine gute und erfolgreiche Führung ist die Kommunikation.

 

Es ist hinlänglich bekannt, dass wir nicht nur mit Worten kommunizieren, sondern auch mit unserem Körper. Ebenso wissen wir, dass es in der Kommunikation nicht nur um das «Senden» von Botschaften geht, sondern auch um das «Empfangen», um richtiges Zuhören und Lernen. Es gibt zahlreiche Kommunikationsmodelle, die es lohnt, genauer anzusehen. «Man kann nicht nicht kommunizieren», stellte beispielsweise der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick fest. Denn zwischenmenschliche Kommunikation läuft auch auf einer Metaebene ab. Menschen kommunizieren selbst dann, wenn sie das nach eigenem Ermessen nicht tun.

Der Kommunikationspsychologe und Trainer Friedemann Schulz von Thun entwickelte das Kommunikationsquadrat, auch als 4-Ohren-Modell bekannt. Dahinter steht die Theorie, dass alles, was wir sagen, vier Botschaften gleichzeitig enthält: eine Sachinformation, eine Selbstkundgabe, einen Beziehungshinweis und einen Appell. Häufig ist es ratsam, während eines Gespräches die Ebene zu wechseln, um ein besseres Verständnis zu ermöglichen.

Sie sehen: Auf dem Weg der Worte von der absendenden Person zum empfangenden Gegenüber passiert extrem viel – bewusst und unbewusst.

 

Hinzu kommt, dass auch unser Körper spricht. Immer. Auch wenn wir uns dessen überhaupt nicht bewusst sind. «Der Körper ist der grösste Schwätzer», stellt mit einem Augenzwinkern der Körpersprachexperte Samy Molcho fest. Der Körper spricht durch unsere Mimik und Gestik, unsere Körperhaltung, unsere interpersonellen Bewegungen und Berührungen und die räumliche Beziehung (Nähe oder Distanz) zum Gegenüber. Unser Körper verrät viel darüber, was wir wirklich denken und fühlen. Wenn unsere nonverbalen Signale zu unseren Aussagen passen, entsteht ein stimmiges Bild und damit Authentizität, Glaubwürdigkeit und Vertrauen.

 

Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache, ist die Sprache des Körpers universell und kann Sprachbarrieren überwinden. Unser Körper vermag es, Dinge auszudrücken, die unsere Worte nicht vermitteln können. Deshalb sollten wir den Signalen, die wir körperlich aussenden, unsere höchste Aufmerksamkeit schenken, denn sie sind entscheidend für den Aufbau und die Gestaltung von Beziehungen: Sie können Respekt fördern, Sympathien wecken, Vertrauen gewinnen und Menschen überzeugen. Sie können aber auch Unsicherheit stiften, Missverständnisse schaffen und zutiefst verletzen. Manche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass unserer Körpersprache bis zu 80 Prozent der kommunikativen Wirkung zukommt. Da sie in den meisten Fällen eine unbewusste Ausdrucksform ist, ist es umso wichtiger, dass wir uns intensiv damit auseinandersetzen. Von ihr hängt die erfolgreiche Beziehung zu unseren Mitmenschen, Mitarbeitenden oder Kund:innen massgeblich ab und bestimmt damit den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.

 

Fragen, die wir uns im Rahmen der Kommunikation stellen müssen, sind beispielsweise:

  • Ist meine Kommunikation eindeutig oder schaffe ich Missverständnisse?
  • Was sind die Gründe für Missverständnisse?
  • Welche Reaktion löse ich mit meinen Impulsen aus?
  • Erkennen meine Mitarbeitenden meine Richtung und mein Ziel?
  • Habe ich Neues zu berichten oder wiederhole ich mich?
  • Kann ich Emotionen vermitteln oder bin ich zu sachlich?
  • Gebe ich genug Freiheit oder schränke ich mein Gegenüber zu sehr ein?

 

An dieser Stelle komme ich gerne wieder auf den Tango Argentino zurück. Denn er ist wie ein Gespräch. Es geht um Respekt, Vertrauen, Empathie, Sensibilität, Verbindlichkeit, Sinnlichkeit und Leidenschaft und die daraus entstehende Energie für das gemeinsame Ziel. Tango-Dynamik gibt die Möglichkeit, auf allen Ebenen zu erfahren, wie ich führe, wie meine Führung verstanden wird und wie wichtig Zuhören ist. Auch wird erlebbar, was passiert, wenn ich unentschlossen bin, meinen Standpunkt nicht vertrete, meine Richtung nicht kenne, im Grund also handlungsunfähig bin. Eine Führungskraft muss jedoch verständliche, eindeutige Impulse setzen.

 

Die amerikanische Psychotherapeutin Virginia Satir stellte fest: «Ich glaube, das grösste Geschenk, das ich von jemandem bekommen kann, ist, dass er mich sieht, mir zuhört, mich versteht und mich berührt. Das grösste Geschenk, das ich einem anderen Menschen machen kann, ist, ihn zu sehen, ihm zuzuhören, ihn zu verstehen und ihn zu berühren. Wenn das gelingt, habe ich das Gefühl, dass wir uns wirklich begegnet sind.» Wer wünscht sich das nicht?