In einer Welt, in der Digitalisierung stark im Fokus steht, ist der persönliche Kontakt zwischen Menschen umso wichtiger. Ebenso ist der Aufbau verlässlicher Beziehungen eine unverzichtbare Voraussetzung für den Verkaufserfolg im Handel und die erfolgreiche Führung eines Unternehmens oder von Mitarbeitenden. Damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben, muss sich die Rolle von Führungskräften ändern. Deshalb bin ich der Meinung, Führungskräfte sollten Tango tanzen. Das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Ich erkläre gerne, wie diese Idee in mir entstanden ist.

 

Als ich 2014 angefangen habe, Tango zu tanzen, wurde mir bewusst, dass Tango mehr ist als nur tanzen. Tango ist Kommunikation auf höchstem Niveau. Ob diese zwischen zwei Menschen funktioniert, spürt man schon nach wenigen Minuten: Holt der Führende die Folgende richtig ab? Hören wir einander zu? Werden klare Impulse gesetzt und kommen diese beim Gegenüber an? Wird die Richtung eindeutig vorgegeben, oder wissen wir nicht, wohin der Andere eigentlich gehen will? Werden Grenzen gesetzt und können wir unsere Freiheiten innerhalb der gesetzten Grenzen nutzen? Achtet der Führende auf Musik, Takt, Rhythmus und Raum? Plötzlich war mir klar: Es sind dieselben Fragen wie bei der Führung von Mitarbeitenden. Es sind genau die gleichen Parameter, um die es tagtäglich geht. Sind wir auf Augenhöhe mit unserem Gegenüber? Gehen wir respektvoll miteinander um?

 

«All dancing involves a change of mental state», stellte der Tänzer, Choreograf und Tanztheoretiker Rudolph von Laban fest. Die meisten Menschen wissen nicht, wie sich ein Mindset-Change anfühlt. Eben dies vermittle ich mittels Tango-Dynamik. Dabei geht es überhaupt nicht darum, ob jemand tanzen kann oder nicht. Tango ist das Mittel, um zu verstehen, wie gute Führung funktioniert, und wie sie sich anfühlt: Wie Wertschätzung gelebt werden kann, was Zuhören wirklich bedeutet, und dass Führung ohne Ziel und Richtung nicht funktioniert. Tango birgt in sich die Möglichkeit, «New Leadership» emotional, körperlich, mental und verbal erlebbar zu machen. Es geht um die zwischenmenschliche Beziehung (Relational Energy) und damit um Kommunikations-Skills auf allen Ebenen. Basis dafür sind Aufmerksamkeit, Empathie, Respekt, Wertschätzung und Zuhören. Die daraus resultierende Körpersprache verrät jederzeit, was wir wirklich denken. Der Körper lügt nie!

 

Für viele, vor allem diejenigen Menschen, die glauben, nicht tanzen zu können, ist die Anmeldung zum «Mindstep»-Seminar der erste Schritt heraus aus der eigenen Komfortzone. Und genau darum geht es. Ich möchte dazu anregen, Mut zu zeigen, neue Wege zu gehen, alte Muster und Gewohnheiten zu reflektieren – und wenn nötig loszulassen – und neue Handlungsoptionen auszuprobieren. Die Welt, in der wir leben, verlangt von uns stetige Veränderung, deshalb müssen wir flexibel bleiben und immer wieder Neues lernen. Frauen haben in den meisten Fällen sofort positive Assoziationen mit dem Tango. Männer sind im ersten Moment zurückhaltender und sagen erst einmal: «Ich kann aber nicht tanzen». Wenn es um die konkrete Seminarteilnahme geht, melden sich meist mehr Männer als Frauen an. Das überrascht und freut mich immer wieder.

 

In den Seminaren geht es mir in erster Linie darum, Neues mit Spass zu verbinden und anhand von vielen Übungen zu erleben, dass zwischenmenschliche Energie der Treibstoff für Organisationen sein kann, wenn wir diese Kraft richtig nutzen. Die Teilnehmenden erleben, dass Wirkungskompetenz heute über den Erfolg einer Führungskraft entscheidet. Deshalb geht es auch in einem wesentlichen Teil des Seminars darum, körpersprachliche Muster und Gewohnheiten zu erkennen und zu verstehen. Wir können nämlich grosse Dinge bewirken, wenn wir unsere Gewohnheiten nur ein kleines bisschen verändern und alte Muster loslassen. Auch erfahren die Teilnehmenden, was Wertschätzung wirklich bedeutet, und wie viel man mit einem «Dankeschön» bewegen kann. So entsteht eine ganz neue Energie, die Menschen antreibt und motiviert.

 

Immer wieder ist es auch für mich überraschend, wie schnell wir in den Seminaren vom Tango auf die persönliche Ebene kommen. Es bedarf keines langen theoretischen Ausholens, es geht direkt an die Erarbeitung der Lösungen. Ganz besonders interessant finde ich, dass Tango-Dynamik konkrete Antworten gibt: Was könnte ich anders machen, damit es funktioniert und ich erfolgreicher führen kann.

 

Ich habe selten erlebt, dass eine Führungskraft «vom Himmel gefallen» ist. Vieles kann man lernen, um gut zu führen. Grundvoraussetzungen sind für mich jedoch, dass eine Führungskraft charismatisch ist, denn Wirkungskompetenz entscheidet, ob wir Menschen mitnehmen können. Und man muss Menschen lieben und sie ins Zentrum des eigenen Denkens und Handelns stellen. Durch klare Haltung, eindeutige Werte, Offenheit und die Bereitschaft, stetig zu lernen, ergeben sich Wertschätzung, Respekt und Vertrauen dann von allein. Führungskräfte sollten erkennen, dass Mitarbeitenden- und Kundenfokus ein entscheidender Erfolgsfaktor eines Unternehmens sind. Das gilt natürlich auch für Verkaufskräfte. Mit Leidenschaft für Produkt und Marke sowie Empathie, Neugierde und Offenheit für Menschen können sie jeden Tag Kund:innen dort abholen, wo sie abgeholt werden möchten, und diese begeistern.