Jeden Tag treffen wir unzählige Entscheidungen. Die meisten sind so einfach, dass wir uns ihrer kaum bewusst sind. Entscheidungen können aber auch über den Erfolg eines Projekts, das Ende einer Beziehung oder unsere Gesundheit entscheiden. Solch wichtige Entscheidungen zu treffen, kann sich manchmal wie eine unlösbare, fast lähmende Aufgabe anfühlen. Dahinter steht meist die Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Dann ist es verlockend, den Kopf in den Sand zu stecken. Doch keine Entscheidung zu treffen, bedeutet eben doch, dass wir eine Entscheidung treffen. Nur leider geben wir dabei das Heft aus der Hand und müssen uns mit den möglichen Konsequenzen der «Nicht-Entscheidung» auseinandersetzen.

 

Entscheidungen zu treffen ist schwierig und hängt von vielen Faktoren ab, von der persönlichen Geschichte bis zu den Werten, die man in der Kindheit gelernt hat. Es ist völlig normal, viele verschiedene Gefühle zu haben, wenn man eine Entscheidung trifft. Angst und Sorge gehören genauso dazu wie Bedauern. Kaum jemand geht durchs Leben, ohne jemals eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Je komplexer eine Entscheidung ist, desto mehr Aspekte müssen berücksichtigt werden, bevor sie getroffen wird. Wir können lernen, wichtige Entscheidungen leichter und entschlossener zu treffen.

 

Die richtigen Fragen stellen

Bevor wir eine Entscheidung treffen, müssen wir die Situation vollständig verstehen. Ist das Problem das eigentliche Problem oder nur die Folge einer tieferliegenden Ursache? In den meisten Fällen gibt es eine Reihe miteinander verbundener Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. Zum Beispiel können Veränderungen in einer Abteilung Auswirkungen auf andere Bereiche haben, so dass die Veränderung kontraproduktiv wäre. Mögliche Fragen, die wir uns stellen müssen, sind:

– Welche Möglichkeiten habe ich?

– Wie wird sich diese Entscheidung auf mein psychisches Wohlbefinden auswirken?

– Wie wird sich diese Entscheidung auf die Menschen in meiner Umgebung auswirken?

– Welche Ressourcen brauche ich, um dieses Vorhaben zu verwirklichen?

– Was passiert, wenn ich scheitere?

– Was, wenn ich Erfolg habe?

Zu diesem Prozess gehört auch die klassische Pro- und Contra-Liste. Wenn wir unsere Gedanken zu Papier bringen, wirbeln sie im Kopf weniger durcheinander. Psycholog:innen empfehlen, darauf zu achten, wie man sich fühlt, wenn man die Liste schreibt. Das kann mehr Aufschluss geben als die Liste selbst.

 

Um Unterstützung bitten

Es kann von unschätzbarem Wert sein, auf ein starkes Netzwerk zurückgreifen zu können, wenn man Schwierigkeiten hat, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Es ist in Ordnung, andere um Rat zu fragen und ihre Meinung einzuholen. Anstatt nach einer Lösung zu fragen, ist es besser zu fragen, wie andere die Situation sehen. Auf diese Weise erhält man einen neuen Blickwinkel auf Dinge, die man vorher nicht in Betracht gezogen hat. Wenn die Gefahr besteht, Antworten zu erhalten, die das eigene Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit widerspiegeln, ist es sinnvoll, sich Unterstützung von aussen zu holen. Dies können Kolleg:innen aus anderen Bereichen, Coaches oder Psycholog:innen sein.

 

Auf die eigene Intuition hören

Manchmal wissen wir die Antwort schon lange. Dann sollten wir uns Zeit nehmen, durchzuatmen und mit unserem Inneren in Kontakt zu kommen. Sport treiben, im Park spazieren gehen, schön kochen oder ein langes Bad nehmen – Zeit, um darüber nachzudenken, was wir wie tun wollen und wie wir uns dabei fühlen. Fühlt sich eine der Möglichkeiten inspirierend und aufregend an? Dann haben wir eine gute Wahl getroffen. Fühlen wir uns aber bei einer der Möglichkeiten lethargisch und niedergeschlagen, dann ist das wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Sich einen Moment der Ruhe zu gönnen, kann helfen, mit den eigenen inneren Gedanken und Gefühlen in Kontakt zu kommen.

 

Aus Fehlern lernen

Eine der grössten Herausforderungen beim Treffen von Entscheidungen ist das Bewusstsein, dass wir eine falsche Entscheidung treffen könnten. Deshalb sollten wir uns bewusst machen, dass alle Menschen Fehler machen und dass Scheitern zum Leben dazu gehört. Beim Scheitern lernen wir am meisten über uns und andere und es können sich neue Lebensperspektiven eröffnen. Mit dieser Haltung fällt es uns viel leichter, Entscheidungen zu treffen und darauf zu vertrauen, dass wir es schaffen werden, mit den Konsequenzen zurecht zu kommen. Denn: Fehler schaffen Raum für Fortschritt, wenn wir gewillt sind, daraus zu lernen und uns weiterzuentwickeln.

 

In unserem täglichen Leben müssen wir viele Entscheidungen treffen. Manche sind einfach, wie die Frage, was es zum Abendessen gibt, andere sind schwerwiegender, wie die Frage, ob man einen Job kündigen soll. Deshalb ist es hilfreich, Strategien zu kennen, die die eigene Entscheidungsfähigkeit stärken und in schwierigen Situationen helfen, den richtigen Weg, zum richtigen Zeitpunkt zum erwünschten Ziel einzuschlagen. Dabei lohnt es sich immer, das ganze System und dessen Innen- und Aussenperspektive miteinzubeziehen, um mögliche Konsequenzen abzuschätzen. Auch hilft das Wissen, dass wir zu jedem Zeitpunkt des Entscheidungsprozesses unser Bestes getan haben, um eine optimale Lösung zu finden. Und genau das nennt man strategisches Vorgehen.