Die flexible Anpassung an Trends ist laut einer aktuellen Studie des Consultingunternehmens FTI-Andersch ein entscheidender Erfolgsfaktor. Deshalb sollte der stationäre Handel Trends, die innerhalb weniger Wochen entstehen und vielleicht auch wieder verschwinden, in seinen Geschäften abbilden. Um diese Flexibilität leisten zu können, müssen Wertschöpfungsketten neu ausgerichtet werden. Digital getriebene Anbieter sind hier bereits einen Schritt voraus, da sie sehr effiziente Wertschöpfungsketten haben. Dadurch erreichen sie nicht nur eine stärkere Kundenzentrierung, sondern auch die Senkung der Kosten, u.a. durch geringeren Warenbestand zu Saisonende, optimale Nutzung der Verkaufsflächen oder zentrale Lagerung. Kein Grund, sich entmutigen zu lassen! Auch für den stationären Handel gibt es interessante Möglichkeiten, auf Trends aufzuspringen.

 

Vor allem gilt: Unterschätzen Sie nicht Ihren Wert. Markenherstellern und -händlern ist bewusst, dass die Integration des stationären Handels in das Gesamterlebnis der Kund:innen entscheidend ist. Denn Kund:innen verbinden das Erlebte im Store direkt mit der Marke, wodurch eine nachhaltige Bindung entsteht. Dieser Erfolg ist unmittelbar auf Verkäufer:innen vor Ort zurückzuführen. Denn eine persönliche Beratung, das haptische Erleben eines Produktes und das Gefühl des Gut-Aufgehoben-Seins suchen und finden Komsument:innen nicht im Netz.

 

Welche Möglichkeiten gibt es nun also für den stationären Einzelhandel, flexibel auf Trends zu reagieren? Im operativen Geschäft sind erste Schritte die Flexibilisierung bei den Bestellvolumina sowie die Verkürzung der Order-Vorlaufzeiten. Denken Sie bei Verhandlungen an das vorher Gesagte und seien Sie selbstbewusst. Binden Sie auch unbedingt Ihre Mitarbeitenden ein und machen Sie sie zu «Social-Media-Scouts», die Trends beobachten, entdecken und sich darüber mit Kund:innen austauschen.

 

Themenbereiche, sogenannte Editorial Spaces, sollten ein fester Bestandteil des Store-Konzepts der Zukunft sein. In Online-Shops sieht man dies häufig. Neben der reinen Warenpräsentation werden Produkt- oder Herstellergeschichten, passende Artikel, DIY-Anleitungen oder Kochrezepte veröffentlicht. Im Store könnten Sie zum Beispiel einen Tisch o.ä. zum Thema Winter einrichten: Präsentieren Sie Schals, Handschuhe, Mützen, dazu Tee und Teegeschirr, Duftkerzen und eine Handcreme gegen trockene Winterhaut. Vielleicht stellen Sie ein Tablet dazu, auf dem einer der Hersteller etwas zu den Produkten erzählt oder lassen einen Bericht abspielen, warum die Haut im Winter viel Feuchtigkeit benötigt.

 

Dies führt unmittelbar zu dem wichtigen Punkt, Kooperationen mit anderen Händler:innen einzugehen. Indem Sie geeignete trendige Komplementärgüter präsentieren, können Sie Ihr eigenes Angebot für die Zielgruppe relevanter positionieren oder sinnvoll ergänzen. Charmant ist hier auch die Vorstellung, dass Sie mit lokalen Künstler:innen und Manufakturen zusammenarbeiten.

 

Was ich ausserdem gerne empfehle, ist, den Blick nicht nur auf internationale Trends zu richten. Regionale Entwicklungen und Events (zum Beispiel Stadtjubiläen oder grosse Kulturveranstaltungen) können als Anlass relevanter für Sie sein. Verknüpfen Sie sich dafür am besten mit Händler:innen vor Ort. In vielen Städten und Regionen haben sich inzwischen Initiativen wie Support your local Business, Support your Locals, Buy Local, Pro Innenstadt Basel oder meinKreuzlingen gebildet, die durch gemeinsame Aktionen und mit Kreativität auf sich aufmerksam machen.

 

Zum Abschluss möchte ich mit Retail-as-a-Service noch einen Ansatz erwähnen, den ich besonders interessant finde und der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Um Abwechslung in die Ladenausstattung oder Gestaltung zu bringen, vermieten Sie Flächen unter oder bieten Ihre Fläche Ladenbauern, Raumdesignern, Innen- oder Möbelausstattern an, die die gestalterische Leistung/Designs und Ladengestaltungskonzepte für Sie übernehmen und somit ihre Dienstleistung oder Produkte präsentieren können. Darüber hinaus ermöglicht Retail-as-a-Service Herstellern einen direkten Kontakt zur Kundschaft, indem Sie dem Hersteller Fläche zur Verfügung stellen. So schaffen Sie immer wieder neue Anreize für Konsument:innen, Ihr Geschäft zu besuchen.