Textilien sind ein grundlegender Bestandteil des täglichen Lebens – vom Handtuch über Kleidung und Autositz bis zur Bettwäsche. Weltweit arbeiten mehr als 60 Millionen Menschen in der Textil- und Bekleidungsbranche, die meisten von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Wirtschaftssektor besteht aus international starken Verflechtungen, die Lieferketten sind komplex. Und: Er gehört zu den grössten CO2-Verursachern. Vier Milliarden Tonnen CO2 jährlich – so hoch sind die Emissionen der globalen Textilindustrie.

 

Das derzeitige System für die Herstellung, den Vertrieb und die Verwendung von Kleidung verläuft linear. Unmengen nicht erneuerbarer Ressourcen werden für ihre Herstellung verwendet, die Kleidungsstücke selbst werden in der Regel nur für einen begrenzten Zeitraum genutzt. In einem linearen Wirtschaftssystem gibt es keine wirklichen Chancen, nachhaltige Prinzipien wirksam umzusetzen. Die Bekleidungsunternehmen senken die Kosten und machen Produkte für Verbraucher:innen erschwinglicher. Dadurch wird die Produktion beschleunigt, sodass in jeder Saison mehrere Linien und Kollektionen entstehen. Fast Fashion überschwemmt den Markt. Die Folge: Millionen von brandneuen Kleidungsstücken werden jährlich einfach weggeschmissen.

 

Glücklicherweise ist die Textilindustrie mittlerweile aufgewacht und ist bestrebt, Kreislaufwirtschaft zu fördern und Umweltauswirkungen zu verringern. Sicher keine ganz freiwillige Entscheidung, denn von Seiten der Staaten wird der Druck mittels regulatorischer Vorgaben und Gesetzen erhöht. Im vergangenen Jahr hat die Europäische Kommission unter anderem ihre Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vorgestellt. Ziele der Strategie sind:

  • Textilien bis 2030 langlebiger, reparierbarer, wiederverwendbar und recycelbar zu machen
  • gegen Fast Fashion vorzugehen
  • Textilabfälle zu reduzieren
  • die Vernichtung unverkaufter Textilien zu verhindern
  • Stärkung des Textilsektors für Krisen in der Energie- und Rohstoffversorgung.

 

Grundsätzlich geht es in der Kreislaufwirtschaft darum, Materialien und Stoffe so einzusetzen, dass sie über einen möglichst langen Zeitraum genutzt und für zukünftige Produktionsprozesse zurückgewonnen werden, sprich: nicht als Abfall enden. Im Kreislauf gehaltene Ressourcen tragen länger und häufiger zur Wertschöpfung innerhalb des Wirtschaftssystems bei und vermeiden somit die weitere Belastung der Umwelt. Dies erfordert neue Geschäftsmodelle und eine Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

 

Eine zentrale Rolle in diesem Umdenk- und Erneuerungsprozess spielen Start-ups: Viele setzen ihren Fokus darauf, kreislauforientierte Geschäftsmodelle zu entwickeln. Für etablierte Unternehmen ist es eine immense Aufgabe, ihren bestehenden Geschäftsbetrieb nachhaltiger zu gestalten. Start-ups hingegen können von Beginn an ihre Aktivitäten nach Kreislaufprinzipien aufbauen. Einerseits sind sie in der Lage, nachhaltige Produkte zu entwickeln. Andererseits bieten viele junge Unternehmen bestehenden Unternehmen Unterstützung darin, kreislauffähig zu werden. Mehr dazu in meinem Blogbeitrag Start-ups, die die Textilbranche verändern können.

 

Viele Unternehmen haben ernsthaft damit begonnen, Strategien zur Erzielung von Kreislaufwirtschaftsergebnissen umzusetzen oder bieten dabei Unterstützung an. Darauf bin ich bereits in diesem Blogbeitrag eingegangen: Reduce – reuse – recyle: Der Weg der Textilbranche in eine nachhaltige Zukunft

 

Kreislaufwirtschaft spielt jedoch nicht nur in der Textilbranche eine Rolle. Beispielsweise hat die Stadt Zürich eine Strategie für Kreislaufwirtschaft entwickelt. «Circular Zürich» möchte zukünftig nachhaltige Produkte und Materialien einsetzen und durch Kooperationen mit Wirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft umsetzen. Die Stadt setzt Schwerpunkte in den Bereichen Design, Produktion, Distribution, Konsum , Nutzung sowie Sammlung, Recycling und Rohstoffaufbereitung.

 

An vielen anderen Unternehmen, Initiativen und Projekten ist erkennbar, dass ein Umdenken stattfindet. Wie unsere Zukunft und die nachkommender Generationen aussehen wird, hängt davon ab, wie gut es uns gelingt, unseren Mindset global zu verändern. Umwelt, Klimaschutz und soziale Fragen müssen ganz oben auf der Agenda jedes einzelnen Menschen, aber auch von Unternehmen stehen.